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FREIHEIT SATT!?

Science-Fiction-Punk-Musical von Revolte Springen
21.April 2003, Kulturausbesserungswerk

Nieder mit dem Freiheitsdenken

Am 21.April 2003 war bei uns das Theater-Kollektiv Revolte Springen zu Gast. Hier gibt es nochmal den Plot, Fotos und den Artikel aus der lokalen Presse von dem Musical.
Die Veranstaltung wurde gefördert von der KulturStadtLev. Wir bedanken uns für die Kulturfördermittel, bei allen die geholfen haben und natürlich ganz besonders bei den KünstlerInnen für den schönen Abend.


Für den biederen Angestellten Weber bricht die wohlgeordnete Welt zusammen, als aus heiterem Himmel sein Identitäts-Chip nicht mehr funktioniert. In Mega City im Jahr 2222 ist er damit illegal und hochgefährdet. Die naive Joy hält es währenddessen im friedvollen Autarkia nicht mehr aus und durchstreift die Sektoren des Stadtstaates auf der Suche nach Punk und Abenteuer.

Die Band, rechts Joy

Der geheimnisvolle Rohstoff, den sie als Tauschmittel dabei hat , sorgt sowohl in der Unterwelt als auch im Zentrum der Macht für Aufsehen. Schließlich entwirft der machtgierige Herrscher Destroy Roy einen Plan zur Ausbeutung und Zerstörung Autarkias. Joy versucht den teuflischen Plan zu verhindern. Sie findet in der Untergrund-Queen Dizzy eine Komplizin. Doch Weber, der sich notgedrungen beiden angeschlossen hat, lockt die Prämie für Destroy Roys geraubtes Ballettkleid. Verrat, Gehirnwäsche, sinnlose Brutalität und ein enthemmter Herrscher, der den Kriegszustand ausruft verheißen kein gutes Ende. Zum ersten mal im Leben hat Weber die Freiheit, nach seinem Gewissen zu entscheiden.

Verhaftung von Weber

Mit Comic- und Science Fiction Elementen, Witz, Tempo, Trash und Spielfreude haben Revolte Springen ein fröhliches Kleinkunstpunk-MusiktheaterSuspektalkel entwickelt, dass an deutlichen Anspielungen auf derzeitige Machtstrukturen nicht spart.

Pressestimmen

Leverkusener Anzeiger, 23.April 2003
Rasende Wut auf "das System"
Autonome Gäste im Autonomen Zentrum: Die Projektgruppe "Revolte Springen" brachte Polittheater ins Opladener Kulturausbesserungswerk.

Das das Poster "Macht macht kaputt", das man dem paranoiden Despoten kurz nach seiner Kriegserklärung hinterrücks montiert hatte, schon Sekunden später wieder abfiel, hätte dessen Aalglätte symbolisieren können. Vielleicht war´s aber auch nur schlechter Kleber. Auch das wäre symbolisch gewesen. "Revolte Springen" sieht sicht als Projekt von Leuten, die Musik und Theater machen, als einen Haufen von individualistischen Chaoten, der sich in der außerparlamentarischen Linken zu Hause fühlt. Ihre oft ratlose Wut gegen alles mögliche, vor allem aber "Das System" artikulieren sie jetzt in einem Musiktheater- Suspektakel.

"Freiheit Satt" heisst der Mix aus Songs, Texten und Musik, mit dem sie zurzeit durch die Republik tingeln, um Gleichgesinnte zu treffen. Viel Arbeit und Engagement haben sie in das Projekt gesteckt, und das Ergebnis ist zwiespältig. Der rote Faden, der in den Stoff gewebt wurde, ist bewährt. Das kann man nachlesen bei Kafka, Orwell, Brecht und anderen. Die Verarbeitung des Stoffes erfolgte allerdings nicht mit feiner Nadel, sondern mit dem Säbel. Aber vielleicht muss man Polittheater, Zielgruppen-orientiert, eben mit groben Werkzeug machen, wenn dem dann gelegentlich auch pfiffig ausgedachte Metaphern zum Opfer fallen. Schriller Klamauk zwischendurch kann weder wirklich befreiendes Lachen ersetzen, noch die Spannung steigern. Allerdings: Regie und Bühnenbild schienen durchaus die Handschrift von Profis zu tragen und die Live-Musik verdiente ein Sonderlob. Sowohl die Ideen zur musikalischen Gestaltung wie auch die Umsetzung an den Instrumenten machte uneingeschränkt Freude.

Die Darstellerinnen und Darsteller gefielen dem Publikum in der lustvollen Überzeichnung von Hauptrollen und Nebenfiguren. Im Gegensatz zu den tragischen Ausgängen der literarischen Vorlagen endet "Freiheit Satt" mit einem positiven Ansatz: Der Held überlebt und befreit sich vom "System" und zwei Illegale verkünden im Duett, dass sie sich auch weiterhin mit Protesten (und Diskussionen?) engagieren wollen. Wenn das nicht Anlass zur Hoffnung gibt!
Klaus Winterberg

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