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ÜBER UNS - Presseübersicht 2001

Leverkusener Anzeiger, 23.November 2001
Im Forum tummelt sich der Schauspiel-Nachwuchs
Von Ingeborg-Schwenke-Runkel
Vom Theaterfestival bis zum Chorfest: Die KulturKonferenz besprach vielfältige Aktionen.

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt: Für Arbeit ist in den kommenden Wochen und Monaten gesorgt, denn der Träger- und Förderverein Freie Jugendzentren Leverkusen hat wieder eigene Räume. Die "räume" an der Hauptstraße in Wiesdorf waren vor Jahren geschlossen worden, weil die Stadt die Mietunterstützung nicht mehr zahlte. Der Verein hat einen Mietvertrag mit der Bahn AG unterschrieben. Das Haus an der Kolberger Straße in Quettingen, am Rand des Geländes des Ausbesserungswerks gelegen, kann hergerichtet werden. Der Vertrag umfasst Büros und eine Lagerhalle. Um die Finanzen kümmert sich der Verein selbst. Damit es zügig vorwärts geht teilte Wolfgang Müller-Schlesinger, Kabarettist und Mitglied im Vorstand des Trägervereins, Einzugsermächtigungen während der KulturKonferenz aus. Ohne Sponsoren und Spenden wird der Ausbau nicht möglich sein. Mit diesem Knüller rückte Müller-Schlesinger am Ende der KulturKonferenz heraus.
Es war die dritte ihrer Art und gleichzeitig die erste, die "die Neue", Ruth Bergmann, leitete. (...)


Leverkusener-Anzeiger, 10.12.2001
Haus der Initiativen: Der Durchbruch ist geschafft
Am Wochenende war "Tag der offenen Baustelle"

Sieben Jahre lang war der "Schweinesaal" in Wiesdorf Veranstaltungsort für Kultur, Kabarett und Kleinkunst in Leverkusen - bis der Veranstaltungsraum Ende der 90er Jahre wirtschaftlich nicht mehr tragbar war. Die Stadt hatte zuletzt ihre Förderung einstellen müssen, längst ist eine Reinigung in das Gebäude eingezogen.

Auf dem Gelände des ehemaligen Bundesbahn- Ausbesserungswerks in Opladen entsteht jetzt ein neues kulturelles Zentrum, das im Frühjahr 2002 seinen Betrieb aufnehmen soll. Neben Veranstaltungen wie sie auch im alten "Schweinesaal" üblich waren, soll das neben der Veranstaltungshalle gelegene "Haus der Initiativen" auch Platz für Büro- und Seminarräume derjenigen Gruppen und Initiativen bieten, die sich zum "Initiativausschuss für ein soziokulturelles Zentrum in Leverkusen" zusammengeschlossen haben. Für Samstag lud der Initiativausschuss zu einem "Tag der offenen Baustelle" in den renovierungsbedürftigen Bau. Während die Gruppe Ars Vitalis den musikalischen Dialog mit dem Lärm der Presslufthämmer suchte, wurde ein Durchbruch zwischen der Veranstaltungshalle und dem zukünftigen Café im "Haus der Initiativen" geöffnet. Dort beziehen ab dem Frühjahr verschiedene Leverkusener Gruppen Quartier, vom Flüchtlingsrat über die Nicaragua AG bis hin zum Institut für Heimatkunde und Regionalgeschichte.

"Seit Anfang November haben wir rund 400 private Arbeitsstunden an den Wochenenden in das Gebäude gesteckt", sagte Wolfgang Müller-Schlesinger, einer der Vorsitzenden des Förder- und Trägervereins für das freie Jugend- und Kulturzentrum in Leverkusen. "Langsam nimmt alles Gestalt an, und das brachliegende DB-Gelände füllt sich mit neuem Leben." Besonders freut sich der Initiativausschuss darüber, dass jetzt auf dem ehemaligen Bundesbahngelände neues Leben entsteht. Im Mai 2000 war Opladen Schauplatz einer großen "Perspektivenwerkstatt" gewesen, die unter Bürgerbeteiligung die Planung für das Gelände erstellen sollte. Im soziokulturellen Zentrum ist man stolz darauf, die erste und bislang einzige Maßnahme zu sein, die - wenn auch in Eigenregie - umgesetzt wird.

"Wir sind überglücklich, dass wir diese Halle gefunden haben. Sie eignet sich einfach perfekt für unsere Zwecke", so Johannes Boddenberg, der als Lyriker Heiko Hückeswagen die Akustik-Halle testete. "Der Schweinesaal war manchmal schon mit 70 oder 80 Besuchern hoffnungslos überfüllt. Hier bekommen wir bis zu 250 oder 300 Personen unter." Die Veranstaltungshalle eignet sich aber nicht nur für Kabarett und Kleinkunst, sondern ist auch für Ausstellungen geeignet. "Für uns ist Kommunikation das zentrale Thema, wie der direkte Anschluss an das "Haus der Initiativen" beweist. Wir brechen aber nichts über das Knie. Alles muss sich entwickeln und langsam wachsen können." Bis alle Bauarbeiten beendet sind, müssen allerdings noch rund 250 000 Euro aufgebracht und investiert werden. Bislang unterstützen lediglich die Mitglieder des Fördervereins das Projekt finanziell. "Über Spenden auf das Konto des Initiativausschusses 114 004 815 bei der Stadtsparkasse Leverkusen würden wir uns selbstverständlich sehr freuen!", bestätigen Müller-Schlesinger und Boddenberg lächelnd.


 

Rheinische Post, 10.Dezember 2001
Kehrblech statt Kultur
Im künftigen Soziokulturellen Zentrum von Opladen im Haus auf dem Bahngelände geht es voran. Davon konnten sich die Besucher am "Tag der offenen Baustelle" überzeugen. Es gab sogar Musik.

Von Carola Siedentop
OPLADEN. Noch liegt der Schutt auf dem Boden, die Spinnweben hängen an der Decke. Doch was aus der Baustelle in Haus auf dem Bahngelände mal werden soll, konnte man hören: Während ein Durchbruch in die Wand geschlagen wurde, improvisierte "Ars Vitalis" die Begleitmusik in der Halle las Heiko Hückeswagen alias Johannes Boddenberg seine Ode an die Gemäuer. Es geht voran im zukünftigen Soziokulturellen Zentrum, wie die Besucher am Tag der offenen Baustelle sehen konnten.

Alles in Eigenarbeit

Aus der Perspektivenwerkstatt für das Bahngelände war die Gruppe für das soziokulturelle Zentrum hervorgegangen. Statt mit Kultur beschäftigen sich die Mitglieder der Initiativen, die das Haus künftig nutzen wollen, allerdings noch mit der Schaufel, Hammer und Kehrblech. In Eigenarbeit räumen Gruppen wie "Kasalla", "Food not Bombs", die Nicaragua-Arbeitsgruppe und der Flüchtlingsrat Müll beiseite, reparieren die maroden Leitungen und verkitten die Fenster. Dass es in dem alten Haus mal sehr gemütlich werden kann, war bei der Besichtigung schon zu spüren: Im Erdgeschoss, wo später ein Café eingerichtet werden soll, standen Kaffee und Kuchen bereit, für die nötige Portion Kultur sorgten die Musiker von "Ars Vitalis". Von hier au gibt es einen Durchbruch zur großen Veranstaltungshalle, die mit einer Bühne und einen Regieraum für die Technik ausgestattet werden soll. Die Initiativen sind bereits mit anderen Gruppen im Gespräch über die künftige Nutzung: So war zu erfahren, dass sich eine Gruppe Schauspieler vom Jungen Theater abspalten will, die Interesse an den Räumlichkeiten gezeigt hat. Ansonsten kann die Halle für türkische Hochzeiten ebenso für Aufführungen oder Feste anderer Vereine gemietet werden. "Eines wird es vorläufig aber nicht geben, und das sind laute Konzerte oder Discos", erklärte Wolfgang Müller-Schlesinger von den Initiativen. Denn bisher fehlt der Lärmschutz.

Der Mietvertrag mit der Bahn läuft nur auf fünf Jahre, für die teure Schalldämmung ist eine Verlängerung jedoch Vorraussetzung - auch, um Landesgelder zu beantragen. "Wir hoffen, dass in den nächsten Jahren eine Entscheidung fällt und wir Rechtssicherheit haben. Vorher werden wir das nicht investieren", meinte Rita Schillings vom Flüchtlingsrat Die Begrenzung des Mitverhältnisses sei aus internen Gründen seitens der Bahn erfolgt, da auch das restliche Gelände zunächst verplant werden muss. In den zwei Etagen des Hauses sollen Initiativen ihre Büro- und Seminarräume haben, eine internationale Bibliothek ist ebenfalls angedacht.


 

Leverkusener-Anzeiger, 31.12.2001
Mit Kafka in die Kemenate
Mit der Boa neben dem Boiler und mit Depressionen in der Duschkabine: Baustellen-Lesung im "Internationalen Kulturausbesserungswerk" Opladen.

Es ist dunkel auf dem alten Bahngelände, das wohl nicht nur an diesem Abend einen idealen Krimi-Schauplatz abgeben würde. Doch statt Schimanski ist Bukowski angesagt. Der wirkt in der Regel zwar nicht gerade stimmungsaufhellend, ist aber offensichtlich ein Fall für alle Altersgruppen zwischen Pubertätsbeginn und Pensionsgrenze. Man kommt punkig und gepierct, gestylt und wohlbehütet. Und eigentlich fallen die Seniorinnen im Publikum nur dadurch auf, dass sie kein Bier aus der Flasche trinken.

Zur ersten Baustellen-Lesung fanden am Samstag Abend doppelt so viele Besucher wie erwartet den Weg ins selbstverwaltete sozio-kulturelle Zentrum. In dem ehemaligen Wohnhaus mit Schreinerei will der Träger- und Förderverein Freie Jugendzentren ein Haus der Initiativen einrichten. Initiativ werden die neuen Mieter bereits seit längerem, jeden Samstag wird renoviert; regelmäßig soll es in Zukunft auch kulturelle Veranstaltungen geben. Zum Auftakt hatte Regisseurin Petra Clemens mit Mitgliedern des Jungen Theaters Leverkusen sowie Akteuren der Veranstaltungsgruppe "Kasalla" ein sehenswertes Projekt realisiert. Bei einer literarischen Führung durch die Räume, die aufgrund des großen Andrangs in zwei Durchgängen über die Bühne ging, wurden die Besucher nicht nur mit dem entkernten Innern des alten Gebäudes konfrontiert, sondern auch mit inszenierten Texten von Brecht, Bukowski, Tucholsky, Kruppa oder Fried.

Da gab es Lesungen vor der Leinwand, Texte von der Tafel und Klassiker auf knarrenden Dielen. "Bei manchen Räumen wusste ich sofort, wo ich hin will", beschreibt Petra Clemens die Anfangsphase. "Als ich das Bad sah, war mir klar, da muss ein Bukowski rein." Da sitzt er nun der Dichter, depressiv in der Duschkabine und philosophiert auf dem leeren Bierkasten über seine jüngste Bettgeschichte. In der Kronleuchter-Kemenate mit der russischen Welttafel an der Wand wird der Besucher mit Kafka konfrontiert, der Tote in der Wanne nebenan konnte mit seinem Blut gerade noch "Einigkeit und Recht und Frei" auf die Kacheln schreiben. Anne Wieser, Tanja Drenhaus, Timo Glatz, Sven Thelen, Claudia Konkel, Sebastian Martin, Matthias Lüdecke und Eric Rentmeister verschafften dabei auch dem kargsten Ambiente dichte Atmosphäre und boten Gelegenheit, buchstäblich in die Texte hineinzugehen.
Mal lag eine Bibel auf dem Sims, mal eine Warnlampe, mal ließ ein ganzes Meer von Teelichtern Stimmung und Raumtemperatur steigen.

Dass der Abend nicht zuletzt auch dazu da war, um für dringend benötigten Geld- und Sachspenden zu werben, spielte da nur noch eine Nebenrolle. Der Startschuss im "Internationalen Kulturausbesserungswerk", so der Arbeitstitel, war in jeder Hinsicht viel versprechend.


 

Rheinische Post, 31.12.2001
Werke von Brecht auf einer Baustelle Soziokulturelles Zentrum mit erster Veranstaltung

Diffuses blaues Licht erhellte den großen Saal nur spärlich. Ein Filmprojektor warf Großstadtszenen auf die Backsteinwand. An die 50 Besucher lauschten dem jungen Mann, der Kurt Tucholskys Gedicht "Augen in der Großstadt" vortrug. Noch ist das Soziokulturelle Zentrum auf dem Gelände des Bahn- Ausbesserungswerkes eine Baustelle, doch am Wochenende füllte die erste kulturelle Veranstaltung das zukünftige Zentrum mit Leben. Werke von Bukowski, Brecht, Fried und Tucholsky wurden in szenischen Lesungen vorgetragen. Die Bühne war das gesamte Gebäude, die Künstler kamen aus verschiedenen Gruppen.

Schon im Kulturcafe mit seinen unverputzten Wänden hatten die Veranstalter eine behagliche Atmosphäre geschaffen: Die Wände waren mit schwarzen Tüchern abgehängt, rote Lampions zauberten Behaglichkeit. Die zahlreichen Besucher jeden Alters lernten die Räumlichkeiten des Soziokulturellen Zentrums bei der lyrischen Führung kennen. Jeder Räume in den drei Etagen wurde mit Requisiten ausgestattet, die zu den Gedichten passten, die in ihnen vorgetragen wurden. Zum romantischen Fried-Gedicht standen Dutzende von Kerzen auf dem ungeschliffenen Dielenboden, die Zeilen um Blut an der Wand wurden mit der Leiche in der Badewanne komplettiert: Die Tatwaffe, ein Fön, lag noch auf dem Rand. In einem Raum mit Lichtspiel und Damen in Abendkleidern samt Federboa wurde Franz Kafkas "Auf der Galerie" gegeben. So demokratisch wie es später bei den verschiedenen Gruppen im Zentrum zugehen soll, konnten auch die Gäste abstimmen: Drei Gedichte standen zur Auswahl, die Besucher bestimmten, welches vorgetragen wurde.

Die lyrische Führung wurde von Petra Clemens, Regisseurin beim Jungen Theater Leverkusen, arrangiert. Unter Anleitung von Ulf Gronen wurden musikalische Klanginstallationen und Lieder dargeboten. Eric Rentmeister begeisterte mit Brechts Klassiker aus der Dreigroschenoper "Mecki Messer".
Die sehr gelungene Veranstaltung sollte das Soziokulturelle Zentrum bei den Leverkusenern bekannt machen. Die Organisatoren wollen zudem noch mehr Unterstützer gewinnen: Bisher wird die aufwändige Renovierung größtenteils in Eigenarbeit geleistet.


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