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ÜBER UNS - Presseübersicht 2008


Rheinische Post, 21.Mai 2008
Maloche am Wochenende
Viele ehrenamtliche Helfer packen an, damit der Ausbau der Veranstaltungshalle des Kulturausbesserungswerks voran geht. Im nächsten Jahr soll die Eröffnung gefeiert werden.

Gemeinschaft hat im Kulturausbesserungswerk (KAW) eine ganz besondere Bedeutung. So werden die meisten Entscheidungen nicht etwa von einem Vorstand, sondern zusammen im Plenum gefällt. Beeindruckend sind auch die Arbeiten am Ausbau der Veranstaltungshalle. Denn dabei packen viele Helfer ehrenamtlich mit an – Laien wie ausgebildete Handwerker. In rund einem Jahr soll das Projekt abgeschlossen sein. Gebaut wird unter fachkundiger Anleitung stets am Wochenende.

Insgesamt rund 70 bis 75 verschiedene Helfer haben sich seit dem Baustart im April schon beteiligt – Tendenz deutlich steigend. Sogar eine Gruppe „Gastarbeiter“ von der Bonner „Antifa“ packte freiwillig in Opladen mit an. Zur Zeit bestimmt der Abriss des alten Daches die samstäglichen Arbeitseinheiten. Am vergangenen Wochenende rückte der KAW-Bautrupp der Holzkonstruktion zu Leibe, nachdem sieben Tage zuvor das Abdecken der Schindeln abgeschlossen wurde. „Stehen bleibt nur die Metall-Konstruktion. Sie wird Teil des neuen Schallschutzdaches“, sagt der Fördervereins-Vorsitzende Uwe Stracke.

Platz für 300 Besucher

Die Motivation der Helfer war trotz einer unangenehmen Überraschung – die Sparren lagen anders als vermutet – ungebrochen. „In dieser Gemeinschaft zu arbeiten, mit diesen Leuten, macht einfach unglaublich viel Spaß“, betont Kiki Rothart. Sie hat sowohl selbst mit angepackt, als auch beim Bekochen der Arbeiter mitgewirkt. „Bei diesem Projekt wissen wir, wofür wir das alles machen“, versichert die engagierte Helferin.

Wenn die Sprache auf das Ziel kommt, dann glänzen bei allen Beteiligten gleich die Augen. Möglichst zu „Kabarett und Tanz in den Mai“ im nächsten Jahr soll die Eröffnung der Halle gefeiert werden. Sie soll bis zu 300 Besuchern Platz bieten bei Konzerten, Partys und Kleinkunst- sowie Theateraufführungen. Vorgesehen sind eine große Bühne mit Umkleidemöglichkeiten, ein Hochlager in einem Teil der Nachbarhalle, und ein kleinesFoyer.

Durch das sollen dann sowohl Besucher des Cafés als auch solche der Halle das Gebäude betreten können. „So wird es in Zukunft sogar möglich, zwei Veranstaltungen parallel durchzuführen“, sagt Stracke.

Tanz in den Mai

Einige Vorarbeiten zur Schaffung des Foyers sind bereits geleistet. Nur noch teilweise steht der Sanitärtrakt, der bald am hinteren Ende des Eingangsraumes seinen neuen Standort haben wird. Wo er bislang untergebracht war, werden vielleicht sogar schon zum „Kabarett und Tanz in den Mai“ 2009 die Besucher das KAW betreten.
Tobias Krell


Leverkusener-Anzeiger, 19.Mai 2008
Witziges unter dem Schutzhelm
Regisseurin Petra Clemens setzte beim „Phantom der Oper“ Schauspielern und Besuchern Helme auf.

Das Kulturausbesserungswerk (KAW) in Opladen ist zurzeit eine Baustelle, denn das Autonome Zentrum für Kultur und Politik wird umgebaut. Für Regisseurin Petra Clemens ist das jedoch kein Hinderungsgrund. Kreative Köpfe wie sie arrangieren sich mit den Gegebenheiten und verhelfen ihren Stücken zum ganz besonderen Charme. Statt in einer feinen Spielstätte bekamen die Zuschauer „Das Phantom der Oper“ am Sonntagabend in und vor dem KAW zu sehen. Ist ja schließlich „Impertinale“-Zeit und wer sich im Rahmen dieses Festivals präsentiert, darf und soll zugleich irritieren und unterhalten.

Herrlich schräg kam die Dreiecksgeschichte um die schöne Sängerin Christine (Laura Bakowsky), den jungen Grafen Raoul (Markus Lingstädt) und das Phantom (Benjamin Trzeciak) denn auch daher. Ob als Roman, Bühnenfassung, Film oder Musical - das „Phantom der Oper“ ist seit hundert Jahren im Kulturbetrieb präsent. Aber dass die Zuschauer die Kulisse nur mit Schutzhelmen betreten können, dürfte eine Neuheit sein. Für eine Szene in der Garderobe der Pariser Oper folgte das überwiegend junge Publikum Petra Clemens und den Akteuren in die große KAW-Halle, der zurzeit das Dach fehlt. Weil nicht genügend Helme für alle da waren, wurde die Szene so lange wiederholt, bis sie jeder gesehen hatte. Sehenswert war das Spiel ohne Sprache allemal. Die Akteure erzählten die Geschichte nur durch Mimik und Gestik, Patrick Steiner fungierte als Sprecher, die Regisseurin gab ihre Anweisungen spontan per Megaphon. Dazu gab es Live-Musik mit Keyboard und Gitarre, für den Gesang sorgten zwei renommierte Darsteller. Eric Rentmeister, der an der Folkwang- Hochschule in Schauspiel, Gesang und Tanz ausgebildet wurde, sang mit Claudia Sowa, eine von drei künstlerischen Leiterinnen des Jungen Theaters. Dort stand auch Rentmeister früher auf der Bühne. Die Kooperation Leverkusener Künstler mit W.Erk-Theater, matchboxtheater und dem Jungen Theater Leverkusen war kurzweilig und gespickt mit witzigen Momenten.
Ana Ostri’c


Leverkusener-Anzeiger, 02.Mai 2008
Kabarett in der Festhalle
Das Kulturausbesserungswerk (KAW) veranstaltete sein Mai-Kabarett erstmals außerhalb.

„Im nächsten Jahr geht der Umbau im KAW bestimmt los!“ Oft genug konnten die Leute diesen Satz in der Vergangenheit hören, wenn sie zum traditionellen Kabarett mit anschließender „Tanz in den Mai“-Feier ins Kulturausbesserungswerk kamen. Über die Jahre mauserte er sich gar zu einem Schenkelklopfer. In diesem Jahr fiel er nicht, dieser Satz - weil im KAW wirklich und endlich fleißig gewerkelt wird.

Dass der Kabarett-Abend aus diesem Grund in der Festhalle - und nicht in der „Heimat“ an der Kolberger Straße - stattfinden musste, konnte deshalb verschmerzt werden. Der zweite Vorsitzende des für das KAW zuständigen „Träger- und Fördervereins Freie Jugend und Kulturzentren“, Wolfgang Müller-Schlesinger, kam denn auch passenderweise als Handwerker auf die Bühne. Ausgiebig erklärte er dem Publikum, warum sich der Umbau so oft verschoben habe, und moderierte den Abend, in dessen Verlauf viele Kleinkünstler auftraten. Unter denen war auch Jörg Fabrizius aus dem Kabarett-Ensemble „Die Buschtrommel“, der mit seinen spitzen Sprüchen auf Begeisterung stieß, während Andreas Bender über Haushaltsloch und die Großbaustelle in Wiesdorf herzog und mit viel Wortwitz auf die einzelnen Stadtteile einging. Auch der Kölner Kabarettist und WDR-Moderator Wilfried Schmickler sowie Ruth Schiffer, Michael Schönen, Michi Kleiber, Peter Kaczmarek und die Kabarettistin Lioba Albus als „Frittenschlampe“ waren dabei. Das „Erste Kulturausbesserungsorchester Leverkusen“ begleitete den Abend musikalisch.

Zum großen Finale kamen schließlich noch einmal alle Akteure und Mitwirkenden auf die Bühne, um sich mit einer Parodie auf „Danke für diesen guten Morgen“ bei Verwaltung und Rat für den endlich begonnenen Umbau zu bedanken. Wer wollte, setzte sich im Anschluss in einen der Busse, ließ sich zum Kulturausbesserungswerk fahren und tanzte dort in den Mai.
Sebastian Kehrbaum

 


Rheinische Post, 24.April 2008
Gewaltbereite Rechtsradikale

 Vom Stereotyp des Rechtsradikalen unterscheiden sich die „Autonomen Nationalisten“ ganz bewusst. Statt Glatze, Springerstiefel und Bomberjacke gehören zu ihrem Stil Mützen, Kapuzenjacken und teilweise sogar die „Pali“ genannten schwarz-weiß gemusterten Palästinensertücher.

„Dahinter steckt die Gleichung: Der Feind meines Feindes – in dem Fall die Juden – ist mein Freund“, sagt Florian Schnaider. Er ist der Pressesprecher der Antifaschistischen Aktion (Antifa) in Leverkusen. Die startete nun eine Informationskampagne gegen die „Autonomen Nationalisten“, von denen es auch die Gruppe Leverkusen/Leichlingen (ANL) gibt.

 Für den Vortrag zur Vorstellung des Projektes mehrerer rheinischer Antifa-Gruppen wurde das Kulturausbesserungswerk ausgesucht. Nicht nur, weil dort der Leverkusener Ableger des Verbandes seinen Sitz hat, sondern auch, weil Besucher bereits mehrfach Probleme mit der ANL hatten. Von derlei Vorfällen konnten mehrere der rund 60 meist jungen Zuhörer berichten. „Meist sprachen sie in der Bahnhofsunterführung Leute an, die aussahen, als könnten sie ins KAW gehen. Dabei kamen stets Waffen wie Teleskop-Schlagstöcke zum Einsatz“, sagte Schnaider.

 Die ANL, mit der auch ein Leichlinger Kioskbesitzer mehrfach Ärger hatte, gehöre zu den aktiveren Gruppen im Nazi-Netzwerk „Aktionsgruppe Rheinland“. Deren Teilnehmer zeichnen sich nicht nur durch einen für die rechtsradikale Szene neuen Kleidungsstil aus, sondern nach Informationen des Antifa-Sprechers auch durch Vermummung und eine extrem hohe Gewaltbereitschaft.

  Etwas ruhiger sei es lediglich geworden, seit die Polizei den mutmaßlichen Anführer der ANL, einen 17-jährigen Leichlinger, unlängst verhaftete. Jedoch hat Schnaider Sorgen, weil fast zeitgleich Mitte April auch der rheinische Nazi-Anführer Axel Reitz aus der Haft entlassen wurde. „Wie sich das auf die Autonomen Nationalisten auswirkt, lässt sich momentan noch nicht absehen“, meinte er. Von Reitz, der den Leverkusenern noch als Anmelder einer Rechts-Demo ein Begriff ist, stammte auch eine Antwort zu der Frage, weshalb sich die Nationalisten autonom nennen. „Das sind unabhängige Nationalisten. Das ist es“, zitierte Schnaider den Rechtsanwalt.

 „Faschismus ist nicht trendy! – Autonome Nationalisten stoppen!“ ist die Antifa-Kampagne überschrieben. „Diese Leute mögen schicker aussehen als ihre Vorgänger, aber in der neuen Verkleidung steckt nach wie vor ein Nazi. Das wollen wir den Leuten verdeutlichen“, meint Schnaider. Wirksames Mittel, das Wirken der ANL zu beschränken, sei, deren Mitglieder aus der Anonymität zu reißen.
Tobias Krell


Leverkusener-Anzeiger, 21.April 2008
Eine halbe Million Euro für das KAW
Anfang Mai beginnen die Umbauten durch Fremdfirmen; viel Eigenleistung durch das KAW-Team.

Die Erleichterung ist hörbar, wenn Wolfgang Müller-Schlesinger sagt: „Alles klar - das Fördergeld vom Land kann ab sofort fließen.“ Lange war der Umbau des Kulturausbesserungswerkes (KAW) in Opladen fraglich. Der Baubeginn: zigmal verschoben. Die Nerven des KAW-Teams um Müller-Schlesinger: zum Zerreißen gespannt. Damit ist es nun vorbei. Denn die Unterschrift, an der alles hing, ist geleistet: Die Vertreter der Stadt Leverkusen unterzeichneten jenen Mietvertrag, der die Zukunft des KAW sichern und damit den Umbau rechtfertigen soll.

Gelände gehört der Bahn

Der Sachverhalt: Das KAW-Team, also die Mitglieder des „Autonomen Zentrum für Kultur und Politik“, nutzen die Gebäude auf dem Gelände seit Jahren für ihre Veranstaltungen und wollen die Hallen und Räume per Renovierung und Umbau für die Zukunft „fit“ machen. Dabei gehört das Gelände noch der Bahn, die es an die „KAWler“ vermietet. Zu einem noch unbekannten Zeitpunkt innerhalb der nächsten acht Jahre jedoch wird die Stadt das Areal kaufen und selbst die Rolle des Vermieters übernehmen. In Sachen Umbau stellte das Land nun von vorneherein klar: Die finanzielle Unterstützung dafür gibt es nur, wenn der Mietvertrag mit der Stadt steht.

„Vor der Unterschrift mussten wir aber noch den Zustand der Gebäude auf dem Gelände überprüfen“, sagt Vera Rottes, die Geschäftsführerin der zuständigen Gesellschaft „Neue Bahnstadt Opladen“. Schließlich müsse man wissen, ob über den Kaufpreis hinaus noch etwaige Folgekosten durch weitere Renovierungen hinzukämen. Das habe gedauert, sei aber nun geklärt. Wie viel Geld die Stadt an die Bahn zahlen müsse, das werde derzeit mit dem Bahn-Vorstand verhandelt und sei noch nicht spruchreif. „Aber ich denke, dass wir im Herbst mehr wissen werden.“

Die etwa 515 000 Euro, die das Land - oder besser gesagt der Förderverein „Initiative ergreifen“ des Städtebauministeriums - zu den Gesamtkosten des KAW-Umbaus in Höhe von 650 000 Euro zuschießen wird, werden in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach ausgeschüttet, sagt der zuständige Architekt Bernd Schendzielorz. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt erstellt er im Zwei-Monats-Rhythmus Pläne für die jeweils anfallenden Umbauarbeiten. Diese werden entweder durch das KAW-Team in Eigenleistung geleistet - oder aber durch per Ausschreibung beauftragte Fremdfirmen, für deren Bezahlung die Fördergelder des Landes benötigt werden. Als nächstes auf dem Plan steht ab Anfang Mai der Aufbau eines großen Gerüstes rund um die KAW-Hallen (Fremdfirmen) sowie das Abtragen des alten Daches (KAW-Team).
Frank Weiffen



Leverkusener-Anzeiger, 31.März 2008
Junge Mannschaft stemmt den Umbau in eigener Regie
Im Kulturausbesserungswerk wird gemeißelt, gehämmert und gebohrt. Die Mitglieder des Jugendzentrums warten nun auf eine Bestätigung des zukünftigen Mietvertrages mit der Stadt - und auf Fördermittel vom Land. 


Der Aufbruch ins neue Zeitalter beginnt jeden Samstag um 11. Dann treffen sie sich - Richard, Florian, Lisa, Robin, Kiki, Jackob und die anderen - im Kulturausbesserungswerk (KAW) und hämmern, klopfen, sägen drauf los. Sie alle sind der lebende und zumeist schwitzende Beweis: Nach Jahren des Planens und "Darüber-Redens", des Beantragens und Anfragens tut sich was auf dem Gelände des autonomen Jugendzentrums in Opladen. Der Umbau als Aufbruch in eine neue Zukunft hat tatsächlich begonnen.

 Am meisten Krach von allen macht Richard. Das ist immer so. Richard ist nämlich der Mann fürs Grobe im KAW. Im T-Shirt steht er auf einem Haufen von Backsteinen und prügelt mit Presslufthammer und Bohrmaschine auf selbigen ein. Nach ein paar Minuten hält er inne, nimmt einen Schluck aus der Malzbierflasche und begibt sich auf die Suche nach einer "Mickey Maus". "Sonst wirst du hier ja taub", sagt er. Wenig später sitzt ihm "Mickey Maus", ein Lärmschutz in Kopfhörerform, auf den Ohren und Richard kann weiter auf jenen Steinen herumhämmern, die einmal den Kamin der KAW-Halle bildeten. Er wird das tun, bis in den Nachmittag hinein.

Bis er sich zusammen mit Lisa in die Küche stellt, um für das Team zu kochen. Gnocchi mit Tomaten-Basilikum-Pesto stehen heute auf dem Speiseplan: Jede Menge Kalorien und Kohlenhydrate für die Arbeitenden. Das gibt Kraft - unter anderem für das Einreißen von Wänden. Dafür sind heute Kiki, Florian und Jackob zuständig. Es gilt, den bisherigen Toiletten- und Lagerraumbereich zwischen Halle und Kneipe umzumodeln. Hier wird zukünftig das Foyer sein - und die ein oder andere störende Wand muss weg.

"Das ist manchmal eine ganz schön haarige Angelegenheit", sagt Florian und erinnert sich an den Samstag zuvor, als brachial mit dem Vorschlaghammer vorgegangen werden musste und zeitweise die Sorge bestand, dass da noch was anderes als die Wand einkrachen könnte. Aber letztlich seien sie hier im KAW nicht nur rundum versichert gegen Unfälle, Schäden und dergleichen. "Für die handwerklichen Arbeiten sind auch nur Leute zuständig, die in solchen Dingen Erfahrung haben."

Florian selbst ist werktags als Bauarbeiter unterwegs und sieht das rein ehrenamtliche Hand-Anlegen trotz aller Mühen als eine "schöne", freiwillige Pflicht an - wie die anderen auch. "Wir alle haben das KAW ja über die Jahre mit aufgebaut. Und deshalb sind wir jetzt wieder dabei.""Eine echte Herzensangelegenheit sei das eben. Eine Leistung, auf die die KAW-Familie stolz ist. Und eine, die Florian, Richard und Co. nach eigener Aussage weit über 5000 Arbeitsstunden kosten wird.

Wer an diesem Tage fehlt, das ist der "Familienvater" Wolfgang Müller-Schlesinger. Er ist frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, muss sich erst einmal akklimatisieren und auf die kommende Woche vorbereiten. Weil sich in der einiges entscheiden wird für das KAW. Denn so schön und vorbildlich all die laut Schlesinger "vorbereitenden" Arbeiten in diesen Tagen auch erledigt werden mögen: Sie sind nur der Auftakt für alles, was da noch kommt. Das Aufsetzen eines Betondaches zum Beispiel. Oder die Modernisierung der großen Halle. Diese Baumaßnahmen werden von Fremdfirmen erledigt, müssen mit Landesmitteln teuer bezahlt werden. Und - das ist der Knackpunkt: Um dieses Geld zu bekommen, muss noch der Mietvertrag mit der Stadt Leverkusen abgesegnet werden. Die Stadt nämlich wird in den nächsten Jahren die Bahn ablösen und Eigentümer des an die KAW-Mitglieder vermieteten Areals werden. "Das Land aber stellt die Fördermittel nur bereit, wenn sich der zukünftige Mietvertrag mit der Stadt an unserem aktuellen Vertrag mit der Bahn orientiert", sagt Müller-Schlesinger. Und ob diese Forderung erfüllt wird, sei noch nicht klar: "Das wird sich eben in den kommenden Tagen entscheiden." Die Verwaltung sei noch am prüfen und rechnen. Wenn´s gut geht, dann sei alles in Ordnung. "Dann steht uns der erste Teil des Geldes in zwei, drei Wochen zur Verfügung." Aber gehe es nicht gut, "dann wird es ernst und ärgerlich. Dann würden wir den Zeitplan beim Bau nicht einhalten können." Es wäre der sprichwörtliche "Super-GAU". Und daran wollen sie im KAW lieber nicht denken.
Frank Weiffen

[[ Anm. KAW: Das Kulturausbesserungswerk ist KEIN Jugendzentrum, sondern verfolgt einen generationenuebergreifenden Ansatz. ]]


Leverkusener-Anzeiger, 25.Februar 2008
Mitglieder wollen selbst kräftig anpacken
Nach langer Wartezeit scheint er nun wirklich bevorzustehen: der Umbau des KAW.

Wolfgang Müller-Schlesinger ist ein unverbesserlicher Optimist. „Ich weiß, ich weiß“, sagt er und lacht, „vor einem Jahr haben wir schon einmal gesagt: Es geht bald los.“ Und dann klappte es doch nicht mit dem Umbau des Kulturausbesserungswerkes (KAW). „Aber jetzt sieht's gut aus“, versichert der zweite Vorsitzende des für das KAW zuständigen „Träger- und Förderverein Freie Jugend und Kulturzentren“. Anfang März müsste die Baugenehmigung eigentlich vorliegen. Und dann könne es wirklich und endlich losgehen.

Was den Mann so zuversichtlich macht? „Das letzte Treffen mit der Stadtverwaltung ist sehr gut gelaufen.“ Vertreten gewesen seien unter anderem die Bauaufsicht, das Stadtplanungsamt, die Gebäudewirtschaft, das Umweltamt und die Kämmerei. „Und mit denen haben wir alles geklärt.“

Neues Dach

„Alles geklärt“ heißt: Ab März werden die Räume des KAW an der Kolberger Straße komplett umgemodelt. Zwischen Café und Veranstaltungshalle wird ein großes Foyer eingerichtet. Die Halle selbst bekommt ein neues Dach: Das bisherige Holzdach wird abgerissen und durch eines aus Beton ersetzt. Das soll im Innern schwarz angemalt werden. Die bisherigen Dachträger aus Stahl sind dann zwar keine Dachträger mehr und ihrer ursprünglichen Funktion beraubt. Dennoch sollen sie („am liebsten blutrot angemalt“) bleiben und in Zukunft die Bühnentechnik tragen. „Toll wäre es auch, wenn wir die Wände per Sandstrahl bearbeiten könnten“, sagt Müller-Schlesinger. „Dann kämen nämlich die alten Backsteine wieder zum Vorschein.“ Die jetzigen Fenster werden durch Schallschutzfenster ersetzt.

Auch die angrenzende Kolpinghalle wird saniert. Ein guter Teil fällt zwar weg. Aber: 180 Quadratmeter bleiben stehen und sollen in Zukunft Lager, Garderoben und Heizungsanlage beherbergen. Insgesamt würde dem KAW-Team nach dem Umbau eine Fläche von gut 750 Quadratmetern zur Verfügung stehen, sagt der zuständige Architekt Bernd Schendzielorz.

Die meisten Arbeiten - vor allem die Abrissarbeiten im Innern - werden übrigens von den Mitgliedern des KAW-Teams höchstselbst erledigt. Insgesamt kostet der Umbau rund 650 000 Euro. Genau 80 Prozent davon trägt das Land. Die restlichen 135 000 Euro stammen zum großen Teil aus Spenden und Darlehen. Derzeit werde bereits genau geplant, wie die in den kommenden Monaten anstehenden Veranstaltungen am besten über die Bühne gebracht werden könnten. „Schließlich werden wir eine Zeit lang ohne Dach sein“, sagt Müller-Schlesinger.

Bliebe abschließend noch die Frage, warum sich der Umbau - der ja schon seit Jahren im Gespräch ist - letztlich so lange hingezogen hat? „Die Bahn, der das Gelände gehört, hat uns zum Beispiel den falschen Mietvertrag zukommen lassen“, sagt Müller-Schlesinger.

Nervenaufreibend

Zudem habe die so genannte „Entbehrlichkeitsprüfung“ - sie legt fest, dass die Bahn das Gelände tatsächlich nicht mehr benötigt - sechs Monate gedauert. „Und das, obwohl das Areal von der Bahn seit Jahren nicht mehr genutzt wird.“ Ein einziges, nervenaufreibendes Paragrafenwirrwarr sei das manchmal gewesen, betonen auch Müller-Schlesingers Kolleginnen Petra Clemens und Rita Schillings. Clemens klagt: „Manchmal kam man vor lauter Büroarbeit kaum dazu, sich um Kunst und Kultur zu kümmern. Und das sind dann Zeiten, in denen man echt keine Lust mehr hat.“ Und Zeiten, die jetzt passé sein sollen - auch mit der Hilfe von Freiwilligen, wie Müller-Schlesinger betont: „Für den anstehenden Umbau können wir noch Helfer, Geld- und Sachspenden gebrauchen. Wer Lust hat, uns unter die Arme zu greifen, der ist jederzeit willkommen.“ Eine E-Mail genüge - und das KAW-Team empfange ihn oder sie mit offenen Armen.
info (at)kulturausbesserungswerk.de
Frank Weiffen

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