»Zurück

ÜBER UNS - Presseübersicht 2005

Leverkusener-Anzeiger, 20.Dezember 2005
Wundersame Suche führte bis ins Weltall
Eine Jagd auf den Weihnachtsmann im Kulturausbesserungswerk.

Auf eine turbulente Reise auf der Suche nach dem Weihnachtsmann nahm der Düsseldorfer Zauberer Guido Hoehne am Nachmittag des 18. Dezembers im Quettinger Kulturausbesserungswerk 34 Kinder und ebenso viele Erwachsene mit: Der Geschenkebringer mit dem roten Mantel war nämlich verschwunden und es galt, ihn rechtzeitig wieder aufzufinden.
Hoehne bereiste dazu die ganze, große, weite Welt, von Indien über Feuerland, Tibet und Hawaii, sogar ins Weltall riskierte er einen Blick, und traf auf dieser Reise auf einige merkwürdige Menschen. Er trug einen Koffer mit sich, aus dem er immer wieder skurrile Hilfsmittel hervorholte, nicht nur einen „Bananen-Zauberstab“.

Es gab allerlei Eier oder Tücher die auf zauberhafte Art und Weise, etwa in schwarzen Löchern in Hoehnes Hand, verschwanden und bald ebenso wundersam wieder auftauchten. Das Multitalent Hoehne putzte sich mit Feuer die Zähne, befreite sich aus einer Zwangsjacke und backte anschließend sogar echte Kekse, die trotz der vermeintlichen Zutaten Motoröl und Sand Begeisterung bei den Kindern auslösten; einigen Kindern brachte er gar das Zaubern bei. Die Kinder, die sich um Hoehne herum verteilt hatten, gingen äußerst lebhaft mit auf die Jagd nach dem Weihnachtsmann, und Hoehne gelang es, sie immer dann, wenn es besonders spannend wurde, in seinen Bann zu ziehen. Aber auch die Erwachsenen in den hinteren Reihen hatten einiges zu schauen und zu lachen bei diesem „Weihnachts-Zauber-Krimi“.
Wolfgang Müller-Schlesinger war erfreut über Verlauf und Besuch der ersten Veranstaltung „für Kinder von 5 bis 99“ im Kulturausbesserungswerk: „Es sind hier auch einige Eltern mit ihren Kindern, die ich hier noch nie zuvor gesehen habe. Das Angebot wird also offenbar angenommen.“ Eine Fortsetzung des Angebots für Kinder im „KAW“ sei daher durchaus denkbar.
Stefan Andres


Leverkusener-Anzeiger, 3.Dezember 2005
Das strikte Nein zum Sparkurs eint sie

Knapp 20 Bürgerinnen und Bürger waren es, die sich am Donnerstagabend im Opladener Kulturausbesserungswerk (KAW) trafen. Sie gehören ganz unterschiedlichen Gruppierungen und Interessengemeinschaften an, doch in einem sind sie sich einig: Sie sind alle strikt gegen die Sparvorschläge der Unternehmensberatung Kienbaum, halten das Gutachten für überflüssig und wertlos und die finanziellen Aufwendungen dafür für rausgeschmissenes Geld. Einigkeitspunkt Nummer zwei: Angesichts knappster städtischer Kassen sind sie gegen eine Neugestaltung der City, auch dann wenn ein Investor das Geld ausgibt und die Stadt als Mieter einzieht.

Wer sind „sie“? Hauptsächlich waren es Vertreter der Lafontaine-Partei WASG, des Wahlbündnisses Lauf und der Montagsdemonstration, die sich um den Tisch im KAW versammelten. Darunter unter anderem aber auch ein Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO), privat und nur als Gast, wie er betonte. Mit zur „Initiative gegen Sozialabbau“ gehören aber auch Vertreter der Tanzsportgemeinschaft und der Bewegung gegen die Schließung der Eissporthalle.

So bunt und viel gefächert wie die Gruppe, so vielfältig auch die Sparmaßnahmen, gegen die Einspruch erhoben wird: Da geht es um klassische Sozialaufgaben wie Frauenbüro, Kinderschutzbund, Hilfe für sozial Schwache, seien es Arbeits- und Obdachlose, seien es Alte und Kranke. Proteste richten sich ebenso gegen Kürzungen im Sportbereich: Erhöhungen von Eintrittsgeldern in Eissporthalle und Schwimmbädern, mögliche Schließungen von Sporthallen und Stilllegungen von Fußballplätzen. Auch im Blickpunkt der Kritiker die Tatsache, dass die städtischen Angestellten länger arbeiten sollen.

An einigen Beispielen wurden die Befürchtungen konkret. Die Frauenverbände fürchten um die Existenz der Beratungsstellen, wenn Gelder für Personal gestrichen werden. Mit Ehrenamtlern allein sei die Beratung nicht zu stemmen. Das Frauenbüro sei kaum noch arbeitsfähig, wenn von 3,5 Stellen zwei dem Rotstift zum Opfer fielen. Sorge bereitete den Versammelten ganz konkret auch der geplante Wegfall des Leverkusen Passes, der einkommensschwachen Bürgern die Nutzung öffentlicher Einrichtungen zu ermäßigten Preisen ermöglicht.

Awo-Mitarbeiter Heiko Keller, zuständig für die Familienbildung, erklärte, viele Bürger könnten die Angebote der Familienbildung nur nutzen, weil sie im Besitz des Leverkusen-Passes seien. Sie würden bei Abschaffung automatisch ausgegrenzt. Insgesamt könne die Awo-Familienbildung nicht mehr planen, da die künftige finanzielle Ausstattung gänzlich ungeklärt sei. 2500 Protestunterschriften habe die Awo bereits gesammelt. Keller sprach sich gegen eine Protestdemonstration bereits im Dezember aus. Zunächst müsse man versuchen, in Gesprächen mit Politik und Verwaltung Ergebnisse zu erzielen.

Genau das sei das Problem, befanden andere Diskutanten am Tisch. Die Stadtverwaltung führe derzeit Gespräche mit einzelnen Interessengruppen, um die Wogen zu glätten. So gebe es beispielsweise Gespräche zwischen der Sportdezernentin und der Interessengemeinschaft Eissporthalle. Ganz offensichtlich versuche die Verwaltung, die Anti-Kienbaum-Initiative zu spalten.

Diese Gefahr wurde allgemein gesehen. Deshalb will man sich um eine größtmögliche Aufmerksamkeit in der Bevölkerung bemühen, schnellstens ein Flugblatt unter die Leute bringen und mit der Demonstration am 12. Dezember vor der Ratssitzung, in der der städtische Haushalt 2006 eingebracht wird, Öffentlichkeit herstellen. Danach, so wurde man sich einig, wolle man sich zunächst den Etat genau ansehen und bei einem neuen Treffen im Januar über das weitere Vorgehen beraten. Sollte der Rat am 12. Dezember die Neugestaltung der City auf den Weg bringen, werde man im Januar auch über ein Bürgerbegehren dagegen beraten.
Rainer Schmidt


Rheinische Post, 18.10.2005
Wie im Ameisenhaufen
Ganz schön sputen mussten sich die zwölf Bands, die bei „Fast Forward“ im Kulturausbesserungswerk auftraten. Für ihre Auftritte blieb ihnen bei schneller Programmabfolge wenig Zeit.

Zu „Fast Forward“ (schneller Vorlauf) wurde am Samstagabend in das Kulturausbesserungswerk (KAW) an der Kolberger Straße in Opladen eingeladen. „Fast Forward“ das bedeutete zwölf Bands, jede mit zwölf Minuten Spielzeit und je drei Titeln und nur fünf Minuten Umbauzeit und alles ohne Soundcheck. „Da steckt echte Hektik drin“, sah Kery Felske, Sängerin der Gruppe „Psylent Green“ voraus. Die erfolgreiche Band gastierte erstmalig in Leverkusen, obwohl Gitarrist Christian Seibel aus Opladen stammt.

Hard Rock aus eigener Feder

Die Rockband bot Hard-Rock- und Crossover-Titel aus eigener Feder mit der markanten Stimme der Leadsängerin, die sich von den Räumlichkeiten begeistert zeigte. „Das ist nicht so steril wie die meisten anderen Veranstaltungsraüme “, so die Sängerin, die auch die gute Organisation der Veranstaltung lobte, „auch, wenn auf dem ersten Blick alles wirkt wie ein Ameisenhaufen.“

Anke Spiegel vom Kulturbüro der Kulturstadt Lev gab den Anstoß zu dem Konzert mit sieben Bands aus Leverkusen, aber auch Teilnehmern aus Köln, Bonn Aachen und Karlsruhe. „Ich fand das Konzept mit so vielen Bands einfach reizvoll und für das jugendliche Publikum besonders abwechslungsreich“, erinnert sich Anke Spiegel. Petra Clemens vom KAW war sofort begeistert von der Idee und stürzte sich mit Timo Glatz, der die Plakate und das Werbematerial zur Veranstaltung entwarf und den Kontakt zu den Bands herstellte, in die Vorbereitung. Das Kulturbüro förderte das Konzert aus Mitteln der dezentralen Kulturarbeit.

Um 20 Uhr erwarteten bereits rund 100 Besucher die erste Band. Mit der Leverkusener Gruppe „Moronic“ mussten die jüngsten Musiker des Abends als erste auf die Bühne und mit ihrem Alternativ-Rock den „Eisbrecher“ bilden.

„Zwölf Minuten sind dazu etwas kurz“, bedauerte Gitarrist und Sänger Tobias Jung, „sonst spielen wir immer 45 Minuten.“ Die Gruppe mit den 16- bis 17-jährigen Musikern besteht zwar erst kurze Zeit, doch schon gehen die Jungs wieder getrennte Wege mit anderen Bands, obwohl die Mitglieder privat befreundet bleiben. „Wir sind zwei Sänger und zwei Songschreiber, da müssen wir uns einfach trennen, um kreativ zu bleiben“, sind sich die jungen Talente sicher.

INFO: Nachfolgekonzert

Nach dem Erfolg von „Fast Forward“ ist eine Nachfolgeveranstaltung für April 2006 geplant. Unter dem Motto „Fast Backward“ (schneller Rücklauf) sollen Leverkusener Bands wiederbelebt werden, die lange getrennt waren und hier in Original-Besetzung wieder auf der Bühne stehen.
Peter Dettmer


Leverkusener-Anzeiger, 17.10.05
Schnelle Wechsel vor ausverkauftem Haus
Zwölf Bands á zwölf Minuten ergaben einen musikalisches Potpourri im ausverkauften KAW.

„Fast Forward“ hieß es am Samstag im Kulturausbesserungswerk (KAW) in Opladen. Es ging um schnelle Wechsel und kurze prägnante Auftritte von jungen Bands aus Leverkusen und Umgebung. Jede der zwölf Bands hatte zwölf Minuten Zeit, ihre musikalischen Fähigkeiten zu zeigen. Danach hieß es: „Runter von der Bühne! Die nächsten stehen in den Startlöchern.“

Die Veranstaltungsidee des „Fast Forward“ hatte Anke Spiegel, Leiterin des Kulturbüros der Kulturstadt Leverkusen, mit zehn Bands in Bonn erlebt. Die Idee zum Leverkusener „Fast Forward“ wurde dann auf dem Musikertreffen gemeinsam entwickelt. „Die Veranstaltungsidee hat mich sehr gereizt“, gab Anke Spiegel zu. Ziel sei es zum einen „junge Bands aus Leverkusen und der Umgebung zu fördern“, zum anderen den Jugendlichen eine interessante Musikmischung zu bieten.

Und die Idee kam an. „Wir haben ein ausverkauftes Haus“, nannte Timo Glatz, Veranstalter vom KAW, eine Besucherzahl von über 150 Leuten. Die Organisation lag überwiegend beim KAW, 25 ehrenamtliche Helfer hatten an drei Tagen alles aufgebaut. Es sei schwierig gewesen, denn nicht jeder sei bereit für einen Zwölf-Minuten-Auftritt extra anzureisen, besonders nicht von weit her. Glatz befand die musikalische Mischung dennoch als gelungen. „Das ist eine neue Herausforderung für das Kulturausbesserungswerk“, erklärte Glatz. Zwölf Bands an einem Abend habe es hier bislang noch nicht gegeben.

Der pünktlich geplante Beginn verschob sich um symbolische zwölf Minuten auf 19.12 Uhr. Besonders der Flur war an diesem Abend Dreh- und Angelpunkt. Nach jedem Auftritt stürmten die einen Richtung Vorraum oder nach draußen, während die nächsten zur Bühne drängten. So sortierte sich das sehr gemischte Publikum immer wieder neu. Die Veranstalter rieten zwischendurch etwas zu trinken, sich zu unterhalten und Freunde zu treffen. Denn der nächste Auftritt, der dem eigenen Geschmack entsprach, ließe höchstens zwölf Minuten auf sich warten.

Die Begeisterung im Publikum war groß. Jutta Petrat und Sandra Rosellen aus Opladen mögen eigentlich eher Reggae- und Salsa-Musik. Wegen der Band „Tempted Farmer“, in der Oliver Hammerschmidt, ein Freund von ihnen, mitspielt, seien sie dennoch an diesem Abend hier. Jutta Petrat befand das Konzept als eine „witzige Idee“. Die 28-Jährige schlug eine Weltmusik-Party mit dem Zwölf-Minuten-Konzept vor. Auch Sandra Rosellen wünschte sich „melodischere Musik“. Sie feierte an diesem Abend in Geburtstag und meinte, dass „Fast Forward“ biete einen netten Rahmen dafür. Friedrich Schluck war besonders wegen der Band „Moronic“ da, obwohl er öfters im KWA sei, so der Leverkusener. „Lieber hätte ich allerdings ausgewählte Bands“, sagte der 15-Jährige. Aber hier bekäme man einen Einblick in all die verschiedenen Musikrichtungen. „Ich finde vor allem die Eigenorganisation vom super“, lobte Veronica Zaby. Diesen Abend sehe sie als ein „Sprungbett für junge Bands“ und das sei ihrer Meinung nach sehr wichtig. Die 20-jährige gebürtige Leverkusenerin kam extra aus Wuppertal, auch um Freunde zu treffen wie ihre Freundin Sonja Bertges. Diese besuchte aus Münster ihre alte Heimat und lobte, dass das KAW die „Lücke für Jugendliche in Leverkusen“ fülle. Veronicas und Sonjas Geschmack sei vor allem Punkrock, womit sie auf ihre Kosten kamen.

Doch das Programm war vielfältig. Es reichte von Gitarren-Pop, Pop und Hip Hop über Rock, Noise-Rock, Alternativer Rock und Punk'n Roll bis hin zu Skalternativer Punk, Electroteenageriotpop und Lo-Fi Soul. Schon die von den Bands benannten Musikrichtungen verdeutlichten die Mischungsverhältnisse des Abends. Timo Glatz verewigte den Rundumschlag auf einer speziellen CD mit je einem Lied der zwölf Bands.

Für April 2006 sei bereits ein „Fast Backward“ in Planung, so Glatz. Dabei sollen Leverkusener Bands, die schon längst nicht mehr bestehen, wiederbelebt werden, oder noch bestehende Bands für einen Abend in der ursprünglichen Originalbesetzung auftreten.
Verena Schüller


Leverkusener-Anzeiger, 7.Juni 2005
Filmische Kleinode am laufenden Band
In einer rauschenden Gala beim „2880 - Grand Prix du Film“ wurden im Kulturausbesserungswerk vor 300 Zuschauern die besten Kurzfilme gefeiert. Der Sieger: Ein Filmteam aus Köln.

Der Duft von Improvisation, Spontaneität und Niedrigbudget hängt dem Konzept an. Und macht seinen Reiz aus: Kurzfilme von Hobbyfilmern, die unter Zeitdruck und Low-Budget-Bedingungen angefertigt werden müssen, stehen in der Regel nicht im Verdacht, Publikumsmagnete zu sein. Beim Filmfestival „2880 - Grand Prix du Film“ ist das anders: In der Kürze liegt die Würze, und der Mangel an Zeit und Geld wirkt sich sichtbar positiv auf die Phantasie und den Elan der Produzenten und Darsteller aus. Bereits in seiner zweiten Auflage bürgt das „2880“-Festival im Kulturausbesserungswerk für Qualität und kurzweilige Unterhaltung.

Genre und Titel wurden den Filmteams, die aus den verschiedensten Ecken Deutschlands nach Opladen gereist kamen, in einer Auslosung vor zwei Wochen vorgegeben und zugelost, die Hobbyfilmer mussten sich dann einen Fünf-Minuten-Film einfallen lassen und diesen innerhalb von 48 Stunden - 2880 Minuten - im Kulturausbesserungswerk fix und fertig abgeben. Am vergangenen Samstag stieg das große Finale im Rahmen einer Gala im Kulturausbesserungswerk.

Genre-Vielfalt

Unter den 50 abgegebenen Filmen hatten die Veranstalter um die Leverkusener Filmemacherin Petra Clemens eine Vorauswahl getroffen und die zwölf Besten herausgefiltert, unter denen die Jury den Allerbesten herausfinden musste. 300 Zuschauer füllten zu der Gala die Halle des KAW. Alleine das üppig-elegante Ballkleid von Moderatorin und Mit-Organisatorin Meike Walcha, die gemeinsam mit Michael Ester durch das Programm führte, wäre das Eintrittsgeld wert gewesen, die Filme waren es allemal.

 Vom Kinderfilm über Western bis Film Noir waren die unterschiedlichen Genres vertreten und wurden auf verschiedenste Art und Weise umgesetzt: Drei Jungs ziehen aus, um Eva Braun zu schwängern,ein Mondschatten stellt einem jungen Pärchen mit bedrohlich-tiefer Stimme merkwürdige Rätsel, es kommt zum bedrohlichen Showdown auf der „Ratio-Farm“, ein Geburtstagsgruß mit Hindernissen, ein Detektiv klärt nur haarscharf eine düstere Verschwörung auf und ein Kamerateam ist dem Mörder der blutigen Marie auf den Fersen. Kleine Kunstwerke, die mit glänzenden Darstellern, mit witzigen Szenen überzeugten und das Publikum zum Lachen brachten. Zur Jury, die im „Grand Prix“-Modus jeweils einen bis zwölf Punkte zu vergeben hatte, gehörte auch Heinrich Schafmeister, ein bekannter Filmdarsteller, der bereits in Filmen wie „Comedian Harmonists“ mitgewirkt hat, und mit Uwe Boll aus Burscheid gab ein Regisseur und Produzent sein Votum ab, der auch einst mit niedrigem Budget begonnen hatte und mittlerweile Millionen-Etats in Filme mit Hollywood-Stars investieren kann. Das letzte und entscheidende Votum gab Scala-Kino-Chef Markus Franke ab. Siegreich war schließlich der Film „Kein Anschluss unter dieser Nummer“, ein Kinderfilm eines Kölner Teams um den kleinen Tobias, der unter manchen T-Shirts seinen „Nahrungsanschluss“ sucht, überzeugend umgesetzt in der Diktion der „Sendung mit der Maus“. Den Publikumspreis überreichte Jury-Mitglied Johannes Fechner, im Hauptberuf Richter, der sich freute, sich auch einmal mit dem „positiven Ende der menschlichen Handlungskette“ beschäftigen zu dürfen, dem Film „Mondschatten“. Filmer, Darsteller, Jurymitglieder, Organisatoren und Zuschauer feierten gemeinsam noch bis in die Nacht.
Stefan Andres


Rheinische Post, 8.Juni 2005
Viele Lacher für "Blutige Marie"

Der Titel lautete "Blutige Marie", das Genre "Dokumentarfilm". Elena Wetzka und Thilo Enters zucken mit den Schultern. "Erstmal konnten wir da nicht viel mit anfangen." Sie hatten kein Drehbuch und schliefen erstmal eine Nacht drüber, bevor sie mit fünf Freunden ans Wupperufer zogen und mit dem Filmen begannen.
Hintergrund der improvisierten Dreharbeiten war der Kurzfilm-Wettbewerb "2880 - Grand Prix du Film". Er wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Die Idee: Alle Teilnehmer bekommen zeitgleich Titel und Genre vorgegeben. Von da an tickt die Uhr: 48 Stunden verbleiben zur Fertigstellung des Streifens.  Die zulässige Spielzeit beträgt maximal fünf Minuten.  78 Teams meldeten sich in diesem Jahr an, 46 davon erfüllten alle Vorgaben. "Die Qualität ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser", urteilte Petra Clemens, die den Grand Prix mitorganisiert.
"Wir haben uns für den Drink entschieden", führt Wetzka  in die Handlung von "Blutige Marie" ein: Der sogenannte "Bloody Mary Ape" treibt so am Wupperufer sein Unwesen. Der blutrünstige Affe hat es auf Menschen abgesehen, die dem scharfen Getränk (aus Wodka, Tomatensaft, Tabasco, Zitrone, Pfeffer, Salz) zugetan sind. Thilo Enters mimt den Naturforscher und bezahlt dafür nach fünf Minuten mit seinem Leben.
Bei der öffentlichen Vorstellung aller Filme im Scala-Kino erntete "Blutige Marie" viele Lacher. Die anschließende Publikums-Bewertung bugsierte den Film in Finale der besten 12 Beiträge. Das fand nun im Kulturausbesserungswerk statt. "Für uns ist der Einzug in Finale schon ein Erfolg", sagte Enters vor der Entscheidung. Am Ende votierten die acht Juroren die blutige Marie auf Rang elf. Es gewann ein Team aus Köln. Weitere Filme mit Leverkusener Beteiligung landeten auf den Plätzen fünf und sechs.
Gelohnt habe sich die Teilnahme in jedem Fall, berichten Enters und Wetzka. "Es war interessant, lustig, aber auch anstrengend", zieht die 16-jährige aus Küppersteg Fazit. Anstengend war vor allem die zweite Nacht der Dreharbeiten: Kaum jemand aus dem Team habe geschlafen.
Der 19-jährige Enters hat durch die Arbeiten an "Blutige Marie" - aus cineastischer Sicht - regelrecht Blut geleckt. Seine dritte Teilnahme am Kurzfilm-Festival im nächsten Jahr hat der Opladener bereits beschlossen. Darüber hinaus kann sich Enters das Filmen nicht nur als Hobby vorstellen: Vielleicht studiere ich etwas in diese Richtung."
Roman Zilles


Rheinische Post, 6.Juni 2005
Rettung für KAW ist zum Greifen nahe

Im Kulturausbesserungswerk (KAW) kann aufgeatmet werden. Zwei Großspender (Sparkasse und EVL) mit je 15 000 Euro sowie Private Darlehen haben geholfen, die erforderlichen 61 000 Euro zusammen zu bringen. Die Summe musste nachgewiesen werden, damit eine Landesförderung  (kanpp 500 000) nicht platzte. Damit das Land zahlt, fehlt noch ein langfristiger Mietvertrag für das KAW. Die Verhandlungen mit der Bahn sei schwierig, man hoffe aber, Ende der nächsten Woche einen Vertragsentwurf ausgearbeitet zu haben, teilte die Stadt mit.
Roman Zilles


Rheinische Post, 25.Mai 2005
Rettungsanker für das KAW?

Das Kulturausbesserungswerk sammelt eifrig Spenden. Denn erst wenn 61 000 Euro an Eigenmitteln beigebracht sind, fließt eine Landesförderung über rund eine halbe Million Euro. Sparkasse stiftet 15 000 Euro.

Gute Nachrichten werden höchstpersönlich überbracht. Also trat Oberbürgermeister Ernst Küchler (SPD) gestern den Weg ins Kulturausbesserungswerk (KAW) an. Im Gepäck hatte er die frohe Kunde, dass die Sparkasse die Einrichtung in Opladen mit einer Spende von 15000 Euro unterstützen wird, Nöglicherweise wird bereits Anfang kommender Woche ein zweiter Sponsor aus Leverkusen die gleiche Summe beisteuern. Der Name des zweiten Spenders wurde nicht verraten. „Das steht erst zu 99 Prozent fest“, sagte Herr Küchler.

Die Erleichterung bei den Verantwortlichen des KAW war im Moment der Zusage beinahe mit den Händen zu greifen. Denn: „Wir haben uns in der Vergangenheit eine Routine im Umgang mit Existenzängsten angewöhnt“, lachte Cordula Lissner. Das Geld könne diese Ängste deutlich reduzieren. Denn bis Ende Mai müssen dem Land 61 000 Euro an Eigenmitteln vorgewiesen werden. Ansonsten droht ein Zuschuss des NRW-Landesprogramms „Initiative ergreifen“ (knapp 500 000 Euro) zu platzen.

Dieses Geld soll in den Ausbau der Halle an der Kolberger Straße gesteckt werden. Davon müssen vom KAW 20 Prozent getragen werden. Die Hälfte davon bringen sie in Form von Arbeitsleistung auf (4066 Arbeitsstunden sind eingeplant), die anderen zehn Prozent der Summe müssen finanziell beigesteuert werden. Weil nicht nur die Stadt, sondern auch das Kulturausbesserungswerk keinen Euro zuviel hat, wurde zu Beginn des Monats eine Darlehens-Aktion gestartet (siehe Infokasten), die bislang 25 000 Euro eingebracht hat. Sofern bis Ende des Monats das Geld beisammen ist, fehlt dem KAW nur noch ein langfristiger Mietvertrag zum Glück. Der aktuelle Kontrakt läuft Oktober 2006 aus. Über einen neuen Vertrag verhandeln derzeit Vertreter der Stadt mit der Bahn. Im Gespräch ist eine Laufzeit von 15 Jahren.

Zwar sei die Bahn auf einen deutlich kurzfristigeren Vertrag aus. Aber Küchler gab sich gestern zuversichtlich über einen zufrieden stellenden Abschluss für die Opladener Einrichtung. Hilfreich in den Verhandlungen seien die geplanten Investitionen.
Der Ausbau soll ein neues Dach für die Halle umfassen sowie Brand- und Lärmschutz sicherstellen. Auch ein neuer Fußboden und technische Einrichtungen für Licht und Ton könnten von dem Geld bezahlt werden. Vollkommen vom Tisch sind die Existenzängste im KAW allerdings nicht. Könnte eine schwarz-gelbe Koalition in Düsseldorf die zugesagten Gelder wieder zurückziehen? Rita Schillings vom Flüchtlingsrat zuckt mit den Schultern: “Möglich ist alles.“
Roman Zilles

INFO(-Kasten)
Darlehen fürs KAW
(rz) Das Kulturausbesserungswerk sucht finanzielle Unterstützung:
Konto: 114 004 815 bei der Sparkasse Leverkusen (Bankleitzahl 375 514 40).
Wer nicht spenden will, dem wird ein Darlehens-Vertrag (Höhe 1 000 Euro) angeboten: Die Laufzeit beträgt zehn Jahre, der Zinssatz zwei Prozent. Mit der Rückzahlung wird nach drei Jahren begonnen.


Leverkusener-Anzeiger, 25.Mai 2005
Reitender Bote mit freudiger Nachricht

Das Kulturausbesserungswerk sieht Land: Die Zuschüsse aus Düsseldorf sind fast sicher.

Oberbürgermeister Ernst Küchler kam als reitender Bote und überbrachte den Mitgliedern des Förder- und Trägervereins freie Jugend- und Kulturzentren im Opladener Ausbesserungswerk die freudige Nachricht: 30 000 Euro Spenden fließen. 15 000 Euro trägt die Sparkasse Leverkusen bei und die zweite Portion sei zu „99 Prozent sicher“, sagte Küchler.

Der städtische Geldsack ist leer. Die Kommune kann nicht helfen. Doch Ernst Küchler, der vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister versprochen hatte, sich für das Kulturausbesserungswerk einzusetzen, tat dies und knüpfte entsprechende Verbindungen. Die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Initiativen, die alle zusammen aus „der Ruine“ ein selbstverwaltetes Kulturzentrum machen, konnten ihr Glück kaum fassen, als sie diese frohe Botschaft gestern hörten.

Bis auf 10 000 Euro haben sie die 120 000 Euro zusammen, die sie als „Eintrittsgeld“ für den Landeszuschuss von insgesamt 610 000 Euro brauchen. Von diesem Geld bekommt die große Veranstaltungshalle, in der Leverkusens „kleinste Sitzung“ oder Tanz und Kabarett in den Mai gefeiert werden, ein neues schallgeschütztes Dach, Fenster, einen Fußboden und die entsprechende Technik.

Die Förderung aus dem Landestopf „Initiative ergreifen“ ist an drei Bedingungen geknüpft.

Erste Voraussetzung: 20 Prozent Eigenleistung müssen erbracht werden, die eine Hälfte durch praktische Arbeit, die andere Hälfte finanzieller Art. Das bedeutet für das Ausbesserungswerk rund 4000 Arbeitsstunden plus 60 000 Euro. 50 000 Euro haben sie bereits. Vor dem Zupacken ist den Mitgliedern des Vereins nicht bange, denn das Haus, in dem das Café und der Flüchtlingsrat untergebracht sind, haben sie bereits auf Vordermann gebracht.

Zweite Voraussetzung: Der Mietvertrag für die Räume muss langfristig angelegt sein. Auch dafür setzt sich der OB ein. Die Verhandlungen mit der Bahn, der Vermieterin, laufen. Küchler ist ganz zuversichtlich, dass auch diese Hürde genommen wird.

Dritte Voraussetzung: Das Konzept eines solchen bürgerschaftlichen, selbstverwalteten Projekts muss überzeugend sein. Das ist das Geringste, was der Förder- und Trägerverein freie Jugend und Kulturzentren e.V. fürchtete. Das Konzept steht nicht nur, es wird gelebt.

Während die Mitarbeiter des Kulturausbesserungswerks darauf hoffen, dass nach der politischen Wende in Düsseldorf die Mittel für ihr Projekt nicht gefährdet sind, sitzt ihnen ein wichtiger Termin im Nacken. Um den endgültigen Bewilligungsbescheid aus Düsseldorf zu bekommen, müssen sie bis Dienstag, 31. Mai, vorweisen, dass sie die Eigenmittel zusammenbekommen haben. Bis zu diesem Datum fehlen noch jene 10 000 Euro - siehe oben. Wenn zehn Menschen dem KAW je 1000 Euro zu moderaten Konditionen liehen, wäre die Summe erreicht. Spenden und Schenkungen werden natürlich auch genommen: Förder- und Trägerverein freie Jugend- und Kulturzentren, Kontonummer, 114 004 815, BLZ 375 514 40, Sparkasse Leverkusen.
info@kulturausbesserungswerk.de

Ingeborg Schwnke-Runkel


Leverkusener-Anzeiger, 23. Mai 2005
Überraschungen aus zwei alten Hüten

Mit Spannung verfolgten Hobbyfilmer die Auslosung für das Filmfest „2880 - Grand Prix du Film“ im Kulturausbesserungswerk.

Eine Romanze namens „Alte Liebe“, eine Soap mit Titel „Familie Regenbogen“ oder „Pik Sieben“ als Film Noir. „Das passt ja alles so gut dieses Jahr“, musste Organisatorin Meike Walcha feststellen. Tatsächlich losten sie und Charlotte Fechner am Freitagabend einige passende Vorgaben aus. Die Auftaktveranstaltung zum Filmfest war eine Mischung aus dem alterwürdigen „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ und der alljährlichen DFB-Pokal-Auslosung.

Genre und Titel

Denn aus zwei getrennten Lostrommeln, in diesem Fall ersetzt durch zwei alte Hüte, wurden jeweils Genre und Titel gefischt. Regisseurin Petra Clemens pappte die Paarungen an eine Holzwand, die Teams aber mussten sich bis zur zweiten Auslosungsrunde gedulden, bis sie „ihr“ Thema erfuhren.

Zeit genug also, um sich über herrlich skurrile Kombination und deren Umsetzung Gedanken zu machen. Für Lacher sorgten die Tragödie beim TÜV und der Horror mit den Handwerkern, während beim Titel „Invasion der Drumpfe“ große Fragezeichen über den Köpfen der Nachwuchsfilmer zu schweben schienen. 72 Teams, meist aus Leverkusen und Umgebung, aber auch aus Kassel, Gelsenkirchen und sogar München, hatten sich für das Filmfest angemeldet - ein Dutzend mehr als im vergangenen Jahr. Die Regeln sind schnell erklärt: 2880 Minuten, also 48 Stunden, hatten die Gruppen bis Sonntagabend Zeit, um ihre Kreativität auf fünf Minuten Zelluloid zu bannen. Da beim Filmfest 2004 nur die Hälfte der Teams einen Film abgegeben hatte, darunter viele, die ein Musical drehen sollten, wurde dieses Genre gestrichen. Alle Kurzfilme werden am kommenden Samstag im Scala Kino in Opladen gezeigt. Jury und Publikum wählen daraus elf Finalisten, die sich schließlich am 4. Juni der Beurteilung bekannter Produzenten und Schauspieler, darunter Heinrich Schafmeister, stellen müssen. Den Gewinnern winkt eine persönliche Filmvorführung im Scala Kino. Nachdem die Kombination aus Genre, Titel und Team bekannt gegeben worden war, verließen viele Teilnehmer prompt das Kulturausbesserungswerk, um jede der 2880 Minuten zu nutzen. Auf dem Parkplatz bildeten die Mitglieder der „Tänzer“ einen Kreis und berieten sich. Ihr Auftrag: ein Krimi namens „Directors Cut“. Einige Ideen hätten er und seine Freunde schon, berichtete Friedrich Schluck, doch mehr wollte der 15-Jährige nicht verraten: „Wir wollen die Leute mit einer Premiere überraschen“. Den Samstag wollten die „Tänzer“ zum Drehen und den Sonntag ausschließlich zum Schneiden nutzen: „Aber wir fangen erst morgen früh an, so um 10 Uhr“. Voller Tatendrang hingegen informierte die „Fett Film Factory“ sogleich die für schauspielerische Einlagen auf Abruf bereit stehenden Freunde.

Drei Leichlinger

Obwohl die drei Leichlinger Lubosz Podeszwa, Pascal Marquardt und Jan Kleders alles andere als glücklich mit ihrem Los waren, sollten sie sich doch der Frage „Wirst du Döner?“ in einem Melodram nähern. „Wir fahren jetzt erstmal zu unserem Stamm-Dönerladen und machen dort ein Brainstorming“, beschlossen die Studenten.

Auf dem Plan stand zunächst, sich über den Unterschied zwischen einem Melodram und einem Drama zu informieren, schließlich wollten die drei Hobbyfilmer keine Disqualifikation wegen Verfehlung des Genres riskieren. Doch wie die Jury versicherte, sei sie in diesem Punkt nicht besonders streng: „Macht eine Persiflage, macht einen Fake oder haltet euch sklavisch daran - wie ihr wollt.“
Ana Ostric


Leverkusener-Anzeiger, 2. Mai 2005
Der liebe Gott im Interview
Der etwas andere Tanz in den Mai im Kulturausbesserungswerk
Erst lachen, dann tanzen und ab sofort spenden: In Opladen begrüßten Kabarettisten und Besucher den Mai.

Was tut man nicht alles für die Frauen, zumal am Vorabend des 1. Mai? Michael Meierjohann stellte sich mit Orgel in die Damentoilette und säuselte erleichterten Damen zarte Klänge ins Ohr. Aber das war nur das Vorspiel: Zum neunten Mal stieg im Kulturausbesserungswerk (KAW) der Tanz in den Mai mit angeschlossenem Kabarett-Abend.

Wolfgang Müller-Schlesinger und Klaus Huber führten mit Elan und tief tönendem Chaos-Charme durch das Programm, das aus aktuellem Anlass den Charakter einer "Charity"-Veranstaltung annahm. Denn dem KAW winkt für den Ausbau der Halle ein Zuschuss in Höhe von 500 000 Euro vom Projekt "Initiative ergreifen“ des Landes Nordrhein-Westfalen - nur dann allerdings, wenn ein Vermögen von 60 000 Euro vorgewiesen werden kann. Dieses muss nun innerhalb von vier Wochen beschafft werden - und was lag da näher, als diesen Umstand den rund 200 Gästen nachdrücklich ins Bewusstsein zu bringen. Da die KAW'ler keine Spenden in dieser Höhe erwarten, werden nun Darlehensverträge angeboten. Bereits nach dem Abend konnte Müller-Schlesinger erhebliche Unterstützungen vermelden und auch Oberbürgermeister Ernst Küchler hatte vorab ausrichten lassen, dass er helfen wolle.

Die Creme aktueller und ehemaliger Leverkusener Kabarett-Größen trat an: Mark Welte zeigte sich von der Papstwahl beeindruckt und interviewte gleich Gott selbst in einem allerdings fiktiven Gespräch. Klaus Wolf, Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt, nahm die Jubelfeier zum 75-jährigen Geburtstag der Stadt aufs Korn, Peter Kaczmarek bekannte, dass er gerne einmal Angela Merkel auspeitschen möchte und Zwille Zimmermann machte aus den Zuschauerrängen lautstark Radau. Andreas Bender besang mit Quetsche die Opladener Fußgängerzone, Wilfried Schmickler, der bereits am Mittwoch wieder im KAW zu sehen sein wird, zog in einer Stakkato-Schimpfkanonade über rechtsradikale Sachsen her. Bertolt Kastner und Jörg Fabrizius überboten sich gegenseitig als mittelständische Unternehmer mit kapitalmarktwirksamen Schikanen gegen ihre Angestellten, Johanna „Freifrau“ K. Hassemer und Sabine Kämper besangen als „Die Li(e)derlichen“, passend zum Mai, die Liebe - und dies ist nur eine Auswahl der Höhepunkte.

Abschließend brannte das neue Kulturausbesserungsorchester gemeinsam mit Ars Vitalis sowie allen Beteiligten den Gästen die Kontonummer nochmals musikalisch ins Gedächtnis: 114 004 815! „Natürlich können Sie uns das Geld auch schenken!“, erinnerte Müller-Schlesinger, der als Nichttänzer noch bis tief in die Nacht Gäste beim Tanz beobachtete.
Stefan Andres


Leverkusener-Anzeiger, 18.April 2005
Auf keinen Fall zu viel versprochen

Der da auf der Bühne steht, sieht aus wie der Prototyp eines Verlierers: fettige Haare und eingelaufener Pullunder mit Rautenmuster zur ausgefransten Hose. Reflexartig möchte man Olaf Schubert einen Euro vor die Füße schmeißen, macht er doch nicht den Eindruck, als sei er im Scheinwerferlicht zu Hause. Wie eine Warnung mutet der Pressetext auf seiner Homepage an: Wer bissig-kritische verbale Hochseilakte voller Tiefsinn erwarte sei falsch, und auch die Hoffnung auf große Pointen könne nicht erfüllt werden.

 Was aber bietet ein Abend mit Olaf Schubert, dem preisgekrönten Kabarettisten? Der selbsternannte „Mittler zwischen Kunst und Sozialabbau“ ist zweifelsohne ein Meister der Paraphrase. Er beginnt einen Satz, schleust unzählige Fremdwörter ein, garniert das Ganze mit „ähm“, „also“ oder „quasi“ und bringt den Satz nach einigen Minuten zu Ende - oder auch nicht. Überhaupt fehlt dem Programm ein roter Faden, was aber nicht zwingend ein Nachteil sein muss. Es gibt Künstler, die diese Tatsache mit guten Gags und noch besseren Liedern wettmachen. Aber auch hier Fehlanzeige: Schubert erinnert mit seinem unmelodischen Gesang an Daniel Küblböck, und während er über Strom und Toleranz singt, versucht er den sinnleeren Raum mit einem Hüftschwung zu füllen. Seine Band, Gitarrist Jochen M. Barkas - der aussieht, als sei er der Klinik unter Palmen entflohen - und Bassist Herr Stephan, ist dagegen ein Lichtblick. Neben vielen abgekauten Witzen hat Olaf Schubert auch wundersame Eigenkreationen im Repertoire. Zum Thema Vorurteile bemerkt er, dass „alle Menschen über einen Rettich verbrämt werden“.

 Ein mildes Lächeln gebührt ihm zumindest für den Mut, so etwas als witzig oder originell verkaufen zu wollen. Oder um es mit den des Künstlers eigenen Worten zu sagen: Seine pseudo-intellektuellen Auswüchse tangieren die Lachmuskeln nur peripher. Die wenigen Zuschauer im Kulturausbesserungswerk amüsierten sich dennoch, wohl wissend, worauf sie sich da eingelassen hatte. Zu viel versprochen hat Olaf Schubert wahrlich nicht.

Anna Ostric


Leverkusener-Anzeiger, 22.März 2005
Ein bisschen zu viel freundliche Passivität

Nicht um Politik ging es diesmal, zumindest vordergründig nicht, Kultur sollte der Schwerpunkt sein in "Prosa, Tee und Blasmusik".
Die mittlerweile bewährte Vorlage von Lesungen mit Musik wurde in der Handschrift des Kulturausbesserungswerks (KAW) nachgezeichnet. Peter Schönfeld aus Leverkusen las eigene Prosa und Lyrik, das "Erste Leverkusener Literaturteeorchester" bespielte die Zwischenräume. Schönfelds Texte machen traurig, ratlos und ärgerlich.

Traurig, wenn er Autobiografisches in Prosa berichtet, ratlos, wenn er seine dadaistischen und surrealen Gedichte vorträgt, und ärgerlich, wie er mit Gedanken und Sprache umgeht. Schönfeld liest, als wolle er sich für das Geschriebene entschuldigen, als glaube er selbst nicht (mehr) so recht an die Anarchie des Dada. Und das, obwohl er schon mehrmals im "Antiquariat" von Christine Weihermüller Lese-Erfahrungen gesammelt hat.
Auch seine Lebensgeschichte eines Treibenden gerät ihm höchstens zum flach geatmeten Protest. Aber wogegen? Seine freundliche Passivität wirkt manchmal richtig unverschämt.

Das Literaturteeorchester hat da anderes Format.
In das etwas trostlose Ambiente des KAW, dort wo die Bar steht, zwängen sich vier Saxophone, drei Trompeten, eine Bassgitarre und eine Batterie.
Die bunt zusammengewürfelte Truppe, blutige Anfänger neben durchaus Fortgeschrittenen, trifft sich alle vier Wochen zum Üben und einige Male im Jahr zu Auftritten: als "Erste Hilfe Orchester", als "1. Mai Orchester".

Musikalisch werden sie von "Ars vitalis" betreut, deren Ober-Dadaist Klaus Huber sie mit seinem Schlagzeug gekonnt und gut gelaunt durch die einzelnen Titel drummte. Die unverkennbare Lust am Musikmachen musste allerdings über weite Strecken die Lust am Zuhören ergänzen, ja ersetzen. Mit der Ankündigung einer "ungewöhnlichen Veranstaltung" hat das Autonome Zentrum durchaus Recht behalten. "Kulturelle Kleinode (oder doch: Kleinodien?) in einer künstlerischen Nische" fielen dagegen nicht auf. Aber vielleicht war das alles ja nicht so ernst gemeint.
Klaus Winterberg


2001 | 2002 | 2003 | 2004
2005 | 2006 | 2007 | 2008